Zu Beginn der Coronakrise stellte sich schnell heraus, dass ein Hauptaugenmerk auf die Übergangsbegleitung gelegt werden musste, damit auch in Zeiten, in denen eine persönliche Beratung vor Ort nicht möglich war, für alle Schülerinnen und Schüler eine Anschlussperspektive und Beratungsmöglichkeiten geschaffen werden konnten.
Um Doppelstrukturen zu vermeiden und Synergieeffekte zu nutzen, war es einerseits wichtig, einen kurzfristigen Austausch zwischen den Partnern im Übergang zu ermöglichen, die sich schnell und unkompliziert mit der besonderen Herausforderung beschäftigen konnten: Transparenz über die Aktivitäten der einzelnen Partner, Gezielte Absprachen und Maßnahmenplanung für gemeinsame Aktivitäten. Dafür wurde bestehend auf unserer bisherigen Gremienstruktur eine AG „Übergänge in Coronazeiten“ eingerichtet, die seit April regelmäßig digital tagt und nun in die allgemeinen Arbeitsgremienstrukturen (AG Handlungsfeld II/III) übergegangen ist..
Zum anderen ging es darum, Ausbildungsvermittlung gerade in Zeiten von Corona durch Information zu unterstützen: über die zur Verfügung stehenden Kanäle – Flyer, Plakate, Instagram, Facebook, um sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Eltern zu erreichen. So haben bspw. alle Abgangsschülerinnen und –schüler mit den Zeugnissen einen Flyer erhalten mit wichtigen Kontaktdaten zur Ausbildung in Coronazeiten. Der Flyer ist zu finden unter: https://rbn.kreis-warendorf.de/themen/uebergang-schule-beruf/ausfuehrliche-texte/flyer-zur-ausbildungsplatzsuche.html
In sogenannten Perspektivgesprächen wurde vor den Sommerferien im Kreishaus Kontakt zwischen Schülerinnen und Schülern, Eltern und Berufsberatung ermöglicht, damit kurzfristig junge Menschen ohne berufliche Perspektive und mit großem Beratungsbedarf erreicht und beraten werden konnten.
Auch nach dem erfolgreichen Absolvieren der verschiedenen Elemente der beruflichen Orientierung gibt es Schüler*innen, die am Ende ihrer Schullaufbahn noch offene Fragen haben oder denen eine konkrete berufliche Perspektive fehlt. Diese Jugendlichen werden üblicherweise durch persönliche Gespräche mit Berufsberater*innen der Agentur für Arbeit und des Jobcenters unterstützt. Während der Zeit des Lockdowns und der Schulschließungen konnten diese Strukturen in den Schulen und den institutionseigenen Räumlichkeiten nicht mehr genutzt werden. Die Angebote einer Beratung per Telefon oder Mail waren für einige Jugendliche nicht passend.
Um diesen jungen Menschen dennoch eine persönliche Berufsberatung zu ermöglichen, in der die individuelle Anschlussperspektive erörtert wird, hat die Kommunale Koordinierungsstelle in Kooperation mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und der Schulaufsicht die Perspektivgespräche initiiert. Hierzu wurden kurzfristig die Bedarfe an den Schulen und Berufskollegs abgefragt, die Antworten mit der Arbeitsagentur abgestimmt, die Gespräche terminiert und den Schulen zurückgemeldet. Außerdem wurden Räume innerhalb der Kreisverwaltung zur Verfügung gestellt und vorbereitet, um den Corona-Verordnungen zu entsprechen. Auf diese Weise konnten einige Beratungsgespräche, teilweise mit Eltern, trotz der Corona-Einschränkungen stattfinden.
Die Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe ist ein weiterer Schwerpunkt – speziell mit dem Bereich der offenen Jugendarbeit im Kreis Warendorf – um dort Jugendliche zu erreichen und die Mitarbeitenden über die Angebote im Übergang zu informieren.
Nach der Sommerpause und insbesondere mit Beginn des Ausbildungsjahres 2020 zeigte sich durch Gespräche mit den Akteuren im Übergang, dass die Lage im Kreis Warendorf relativ entspannt ist. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge lag nur leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. So berichteten IHK, HWK und Agentur für Arbeit anders als noch im Frühjahr 2020 von einem Rückgang nur noch im einstelligen Prozentbereich. Die Berufskollegs hatten ebenfalls auf Anfrage der Bezirksregierung zurückgemeldet. Rückgänge in der Mittel- und Oberstufe wurden dagegen auch auf die demografische Entwicklung zurückgeführt.
Gleichwohl der insgesamt milden Ausbildungsrückgänge im Kreis Warendorf ist deutlich, dass aufgrund der anhaltenden Pandemiesituation die Ausbildungsverhältnisse und die Vorbereitung darauf aus jeder Perspektive - ob aus Schüler- oder Betriebssicht -sehr genau beobachtet und begleitet werden muss. Deswegen sind die Beteiligten (in der AG Handlungsfeld II/III) regelmäßig im Austausch und betrachten auch Einzelfälle genau, um beispielsweise unversorgte Jugendliche gezielt beraten zu können.
Da pandemiebedingt berufliche Erfahrungen durch Berufsfelderkundungen bzw. Praktika insgesamt kaum möglich sind, wird im Rahmen der AG Handlungsfeld II/III, die sich unter anderem mit dem Thema „duale Ausbildung“ beschäftigt, an digitalen Angeboten für berufliche Erfahrungen/Eindrücke gearbeitet. Auch andere AGs erstellen Konzepte für digitale Angebote, die als Notlösung einen Ersatz für fehlende BFE-Plätze darstellen.
Der Fachkräftemangel im Bereich der Gesundheit/Pflege ist zudem Thema, welches sich in diesen Zeiten nochmals verschärft hat. Insbesondere durch die Pandemie und den unersetzlichen Einsatz von Gesundheits- und Pflegepersonal ist noch mal deutlicher geworden wie groß der Bedarf an Nachwuchsfachkräften ist. Um das Thema bei Jugendlichen in den Fokus zu rücken, hat die Kommunale Koordinierungsstelle in Kooperation mit der Regionalagentur Münsterland e.V. und vielen weiteren Akteuren im Übergang Schule – Beruf die Wanderausstellung „Meine Zukunft ist da! Mach Karriere in der Gesundheits- und Pflegebranche“ an Schulen im Kreis Warendorf ins Leben gerufen. Mit der Ausstellung sollen junge Menschen über die Berufe im Bereich Gesundheit und Pflege informiert sowie Interesse für dieses Arbeitsfeld geweckt werden. Außerdem sollen Jugendliche dazu motiviert werden, Berufsfelderkundungen und Praktika im Bereich Gesundheit und Pflege zu absolvieren.
Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit beabsichtigt in Kooperation mit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen mit Hilfe einer Postkartenaktion „Plane deine Zukunft“ gezielter auf Unterstützungsangebote der Bundesagentur für Arbeit und auf kommunale Maßnahmen zu beruflichen Perspektiven nach der Schule aufmerksam zu machen. Es handelt sich um einen neuen Baustein im Prozess Übergang Schule-Beruf.
Die Postkarten werden gemeinsam mit dem Halbjahreszeugnis erstmalig im Januar 2021 an die Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen verteilt werden.
Bei der Zielgruppe handelt es sich um alle Jugendlichen der Schulentlassklassen der Sekundarstufe I und der Bildungsgänge am Berufskollegs, die nicht zu einem Berufsabschluss führen oder einen solchen voraussetzen.
Zweck der Postkarten-Aktion ist es, Jugendliche direkt anzusprechen und ihnen einen schnellen Zugang zu den Unterstützungsangeboten der regionalen Akteure zu verschaffen.
Das Format setzt bewusst auf wenig Text, sondern führt die jungen Menschen mittels vier verschiedener QR Codes unmittelbar zu folgenden Internetseiten: